Pulverturm

Der Pulverturm mit dem erhaltenen Mauerrest ist ein letzes Zeugnis der ehemaligen Zwickauer Stadtbefestigung. Ursprünglich durch Graben, Wall und Palisade befestigt, bezeugt die Tatsache, dass Zwickau 1430 erfolgreich einem Angriff der Hussiten trotzte, das Vorhandensein einer festgefügten steinernen Mauer.

Der Chronist T. Schmidt (1656) beschreibt diese als eine massive, sieben bis neun Meter hohe, mit Schließscharten versehene Bruchsteinmauer. An ihrer Innenseite führte ein hölzerner, überdachter Gang um die vier Haupttore und mehrere Pforten, sämtlich mit starken Verteidigungstürmen versehen. Weitere sieben Wehrtürme waren in die Stadtmauer eingebunden.

Durch den Zwinger getrennt, zog sich um die Stadtmauer eine zweite, niedrigere Mauer. Diese Zwingermauer diente u. a. auch der Befestigung des Stadtgrabenufers. Zur Erhöhung der Sicherheit umzog die Stadt ein Graben, der aus der Mulde mit Wasser gefüllt wurde. Über diesen führten aus den Toren und Pforten hölzerne, später steinerne Brücken.

Der Pulverturm wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts als basteiartiges Festungswerk erbaut und diente bis 1805 der Aufbewahrung von Schießpulver. Bis zu diesem Zeitpunkt war er sicher in seiner Gestalt als mittelalterlicher Wehrturm erhalten. So wie der Baukörper sich heute darstellt, ist er Ausdruck einer von den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Verhältnissen geprägten Bautätigkeit. Mit dem Übergang in Privateigentum 1806 erhielt er kurze Zeit später - nach Abbruch des oberen Turmbereiches - seinen romantischen gartenhausartigen Aufbau.

Er wurde seither zu Wohnzwecken genutzt. Sein bekanntester Bewohner, der Schachtzimmerer August Schlosser, versteckte hier zur Zeit des Sozialistengesetzes die aus der Schweiz eingeschmuggelte Zeitung "Der Sozialdemokrat". 1905 fanden hier russische Revolutionäre Unterschlupf. Die Stadt kaufte 1927 den Turm mit der Begründung zurück, ihn künftigen Generationen zu erhalten.