Stadtarchiv bleibt ab Januar geschlossen

Ab 1. Januar 2022 bleibt das Stadtarchiv Zwickau am Standort Lessingstraße in Vorbereitung des Umzugs in das Gebäude der Sparkasse, Crimmitschauer Straße 1, für den Nutzerverkehr geschlossen. Auch schriftliche Anfragen können nur im begründeten Ausnahmefall bearbeitet werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Archivs bitten darum, dies v.a. im Zusammenhang mit Forschungsprojekten zu berücksichtigen. Die Bereiche „Personenstandsregister“ und „Bauakten vor 1990“ sind derzeit von diesen Einschränkungen nicht betroffen. Hier erfolgt die Bearbeitung zu einem etwas späteren Zeitpunkt.

Das Stadtarchiv, welches eng verknüpft ist mit der Arbeit des städtischen Rates seit dem 13. Jahrhundert, befindet sich seit 1921 im Gebäude der heutigen Kunstsammlungen. Wie es in der Natur eines Archivs liegt, wuchsen und wachsen die Bestände kontinuierlich an. Schon mit den Eingemeindungen von Planitz und Oberhohndorf 1944 war das vorhandene Platzkontingent aufgebraucht. Immer wieder verwiesen die Archivare darauf, dass ein neuer Standort gefunden werden muss, um das „Gedächtnis der Stadt“ zu sichern und Erweiterungsmöglichkeiten zu schaffen. Um eine Entlastung zu erreichen, wurden mehrere Außenstellen eingerichtet, die bei einem überschaubaren Personalbestand und auseinandergerissenen Einzelbeständen ein effektives und im Sinne der Bestanderhaltung und Benutzerfreundlichkeit erforderliches Arbeiten sehr schwierig machen. Nun scheint eine Lösung in sichtbarer Nähe zu rücken. Der Stadtrat hat auf seiner Sitzung im Mai 2020 beschlossen, das unter Denkmalschutz stehende Gebäude der Sparkasse Zwickau an der Crimmitschauer Straße anzumieten und als neuen Archivstandort umzubauen. Der Umzug des Stadtarchivs ist für 2024 vorgesehen.

Bis dahin gilt es ca. 6 km Schrift-, Archiv- und Sammlungsgut für den Transport vorzubereiten. Zu dem Bestand gehören kaiserliche und kurfürstliche Urkunden seit dem 13. Jahrhundert, das wertvolle Stadtrechtsbuch aus dem Jahr 1348, Ratsprotokolle ab 1510 , Ratsrechnungen seit dem 15. Jahrhundert, Stadtbücher ab 1375, Dokumente und Akten zur Stadt- Sozial-, Handwerks- und Reformationsgeschichte, umfangreiche audiovisuelle Sammlungen (Foto-, Ansichtskarten, Filme, Tonaufzeichnungen), Gemeindebestände, Nachlässe, Bauakten, Personenstandsregister, aber auch aktuelles Verwaltungsschriftgut und eine umfangreiche Bibliothek.

Hierfür müssen die einzigartigen Bestände auf Vollständigkeit und Erhaltungszustand geprüft und unverzeichnete Akten dem jeweiligen Bestand zugeführt werden, was nicht nur physisch, sondern auch elektronisch über eine Archivierungssoftware erfolgt. Jede Urkunde und Akte, jedes Amtsbuch, jeder historische Stadtplan, aber auch jedes Foto muss in die Hand genommen, mögliche Schäden durch frühere unsachgemäße Benutzung und Lagerung erfasst und zumindest grob vom z.T. jahrzehntealtem Schmutz gereinigt werden. Geplant ist zudem, jede Archivalie mit einem Barcode zu versehen, der u.a. eine elektronische Bestandsübersicht und Magazinverwaltung ermöglicht. Obwohl der Großteil des Bestandes bereits in Kartons untergebracht ist, entsprechen diese nicht mehr den heutigen archivfachlichen Anforderungen. Deshalb müssen die Archivalien am Ende neu verpackt werden – in Archivkartons, die der neuesten DIN-Norm entsprechen und den bestmöglichen Schutz vor äußeren Einflüssen, wie Schmutz, Feuchtigkeit, aber auch schädliche Stoffen aus der Atmosphäre bieten. Das ist eine große Herausforderung und eine Menge Arbeit, die vor den sieben Archivaren steht, die aber notwendig ist, um alles gut, sicher und v.a. vollständig und unversehrt an den neuen Standort zu bringen – so, wie man es mit dem eigenen Haushalt bei einem Umzug auch tun würde. 

Geplant ist, das Stadtarchiv am neuen Standort voraussichtlich 2024 zu eröffnen und die historischen Quellen unter modernen Bedingungen für die öffentliche Nutzung wieder zugänglich zu machen. Dann werden alle Bereiche des Stadtarchivs unter einem Dach vereint sein, was sowohl für Nutzerinnen und Nutzer als auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine wesentliche Verbesserung der Arbeit bedeutet.